
Der Trost-Tiger – Ein gezeichneter Freund, der bleibt
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Wie eine nächtliche Eingebung zum Begleiter für trauernde Kinder wurde
Von Petra Berghaus
Er ist samtig und schaut mit großen, freundlichen Augen in die Welt: der Trost-Tiger. Auf den ersten Blick wirkt er wie ein ganz normales Kuscheltier – doch für viele Kinder ist er viel mehr. Er ist Zuhörer, Mutmacher, Freund. Und manchmal das erste Wesen, dem sie nach einem Verlust wieder vertrauen.
Entstanden ist der Trost-Tiger in einer Nacht, in der ich selbst nicht schlafen konnte. Meine Mutter war gestorben. Ich hatte auf ihrer Trauerfeier gesungen – ihr letzter Wunsch. Kurz darauf hatte ich beschlossen, mein Leben zu verändern. Ich kündigte meinen Job als Grafikerin und machte mich auf den Weg: als Sängerin, Trauerbegleiterin – und Schöpferin einer Figur, die Kinderherzen stärkt.
Kurz nach dem Aufwachen hörte ich ein Flüstern in meinem Ohr: "Trost-Tiger".
Zuerst konnte ich damit nichts anfangen. Was sollte mir das sagen? Ich zweifelte schon an meinem Verstand, weil ich so sehr unter Schlafstörungen litt.
Aber nachdem Google mir keinen Eintrag zeigte, wusste ich sofort: "Du hast etwas erfunden, das dein Leben ändern wird."
Dieser Trost-Tiger wird trösten und zuhören. Er bleibt und sagt: "Du bist nicht allein."
Inzwischen begleitet der Trost-Tiger Kinder in ganz Deutschland und darüber hinaus: in Kinderhospizen, Frauenhäusern, Schulen, Krankenhäusern und Familien.
Was kann so ein Tiger schon ausrichten?
Viel – wenn er zur richtigen Zeit kommt.
Manche Kinder erzählen ihm, was sie sonst niemandem sagen. Andere schlafen endlich wieder ein, wenn er auf dem Kissen liegt. Einige malen ihm Briefe, schicken ihm Bilder oder wünschen sich Trostpost mit seinem Gesicht.
Für mich ist er Symbol und Sprachrohr zugleich. Ein Vermittler zwischen kindlicher Fantasie und schwerer Realität. Und ein Zeichen dafür, dass Trauer kein Tabu sein muss – sondern ein Gefühl, das Raum braucht.
Der Tiger wächst weiter
Mit der Gründung der Trost-Tiger Hilfe gUG wurde aus einer Zeichnung ein echtes Herzensprojekt. Wir verschicken Trostpost, verschenken Tiger an soziale Einrichtungen und haben ein Buch geschrieben, das Kinder und Eltern durch die Trauerzeit begleitet. Und weil meine Tochter Nina inzwischen auch Mutter wird, ist der Trost-Tiger längst ein generationsübergreifender Mutmacher geworden.
Vielleicht ist das seine größte Stärke:
Er ist kein „Erklär-Bär“. Er tröstet nicht mit klugen Worten.
Sondern mit Nähe. Mit Blickkontakt. Mit Herz.
Und das kann – gerade in der Trauer – manchmal mehr sagen als alles andere.